Zurück Interdisziplinäres Forum »Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit und im Übergang zur Moderne«
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Referate der 5. Arbeitstagung, 13. – 15. Februar 2004

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Konversion und Konvertiten im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung: Stand und Perspektiven der Forschung zur christlichen conversio

Jörg DEVENTER

Der unterschiedlich große Stellenwert, den die Konversionen im Selbstverständnis der Konfessionen einnahmen, spiegelt sich in der Forschungssituation wider. Weil sich die evangelische Kirchengeschichtsforschung seit dem 19. Jahrhundert kaum einmal mit Konversionen beschäftigt hat, liegen die Anfänge des Konvertierens im 16. Jahrhundert noch fast völlig im Dunkeln. Die katholische Kirchengeschichtsforschung hingegen beschäftigte sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts immer wieder mit Konversionen und Konvertitenliteratur, wobei Fragestellung und Perspektive ganz von der konfessionellen Kampfstimmung in dieser Zeit getragen waren (Stichwort: Kulturkampf). Wirft man über den engeren Rahmen der kirchengeschichtlichen Forschung hinaus einen Blick auf das Interesse der allgemeinen historischen Forschung, hellt sich der trübe Befund kaum auf. Erst in jüngster Zeit ist im deutschsprachigen Raum das Thema verstärkt ins Blickfeld historischen Interesses gelangt. Die neueren Studien zum Konfessionswechsel in der Vormoderne zeigen, dass Konversion gleichsam im Schnittpunkt von drei Gegenstandsbereichen bzw. Methodentrends der aktuellen Frühneuzeitforschung liegt:

  1. der neueren Konfessionalisierungsforschung, die sich mit Fragen nach Formen der konfessionellen Identitätsbildung und der Durchsetzung von konfessionellen Inhalten und Praktiken an der »Basis« beschäftigt;

  2. der sozialgeschichtlichen, historisch-anthropologisch ausgerichteten Kulturgeschichte, die individuelle und kollektive Erfahrungen und Verhaltensweisen »mittlerer und kleinerer Akteure der Geschichte« (PAUL MÜNCH) in den Blick nimmt;

  3. der Autobiographie- und Selbstzeugnisforschung, die sich mit der subjektiven zeitgenössischen Wahrnehmung von Konfession, Religion und Magie, aber auch von Geschlecht, Kindheit, Jugend und Familie, von Emotion und Körpererfahrung beschäftigt und daher auch nach der Konstitution des Selbst in der Frühen Neuzeit fragt.

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