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Die dritte Sektion zur Bedeutung der Juden in der Wissenschaftsgeschichte, moderiert von Ulrich CHARPA (Köln), begann mit einem Vortrag von Kay Peter JANKRIFT (Stuttgart) über die Bedeutung und den Status jüdischer Ärzte des 15. und 16. Jhs. in Westfalen, der in einem gerade angelaufenen DFG-Projekt über die Ausbildung und das Wissen jüdischer Ärzte entstand. Angesichts des chronischen Ärztemangels wurden kirchenrechtliche Verbote, jüdische Heilkundige anzustellen und zu konsultieren, offensichtlich vielfach ignoriert. Die Lebenswege einzelner Ärzte sind bisher aufgrund ihrer großen Mobilität noch nicht zu rekonstruieren. Ulrich CHARPA stellte »Spinozas Auslegungslehre und die rabbinische Autorität dawar acher« vor und thematisierte zunächst die grundlegende Frage, was das spezifisch »Jüdische« an Wissenschaftlern sei und welche Bedeutung es neben anderen Aspekten ihrer Persönlichkeit habe. Er untersuchte mit einem kritischen Blick auf die wissenschaftshistorische Stilisierung Spinozas als Wegbereiter der modernen Hermeneutik dessen Position zwischen einer als traditionell und einer als modern verstandenen Erkenntnistheorie. Er ordnete ihn als hermeneutisch wenig hilfreichen Wanderer zwischen beiden Modellen ein und konnte keine Anbindung Spinozas an rabbinische Traditionen feststellen. Klaus H. KÖHLER (Köln) widmete sich abschließend dem Vorkommen »Jüdische(r) Wissenschaftler in Pierre Bayles Dictionnaire historique et critique«: Von den mehr als 2000 Artikeln im Werk des 1706 gestorbenen Frühaufklärers befassen sich lediglich 17 mit jüdischen Hebraisten, Medizinern und Rabbinern. Drei Beispiele (Isaac Abrahanel, Francisco Sanchez, Paulus Weidner) wurden ausführlicher erläutert. Bayles Neigung, Konvertiten zum Christentum (8 von 17) zu berücksichtigen, wurde in der anschließenden Diskussion mit dem Lebensweg des Autors, genauer mit seiner vorübergehenden Konversion zum Katholizismus, in Verbindung gebracht.
Das Problem des fragmentarischen und lückenhaften Charakters der literarischen, historiographischen und administrativen Quellen sowohl inner- als auch außerjüdischer Provenienz und ihrer interdisziplinären Analyse kam im Laufe der Tagung mehrfach zur Sprache. Mehrere Teilnehmer/innen regten in der Schlußdiskussion (moderiert von Birgit Klein, Duisburg) an, die damit verbundene methodische Frage beim nächsten Treffen ausführlicher zur Sprache zu bringen. Ein quellenzentriertes Vorgehen wurde deshalb vorgeschlagen, einmal konzentriert auf eine Quelle und viele Methoden/Disziplinen, zum anderen auf ein Thema und viele Quellen/Methoden. Alle Interessierten sind hier aus ihrer Quellenkenntnis heraus zu Vorschlägen aufgerufen; als möglicher Themenbereich wurde »Buchkunst/Kodikologie« genannt. In der Planung befindet sich daneben eine Sektion zu sachkundlich-kunsthistorischen bzw. museumsdidaktischen Fragestellungen. Als weiteres wünschenswertes Themenfeld wurde ferner die »Geschlechtergeschichte« aufgeführt.
Die dritte Tagung soll in der zweiten Februarhälfte 2002 wie bisher in der Evangelischen Akademie Mülheim stattfinden und wird dankenswerterweise wieder von Rotraud Ries, Birgit Klein und Katja Kriener (Rheinische Landeskirche, Studienstelle »Christen und Juden«) vorbereitet und geleitet.
Christine Magin, Münster
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